OP18
Neubau eines „Altstadthauses“ 2002

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Dieses Haus gehört zu meinen Lieblingen und hat eine besonders interessante Vita. Als der auftraggebende D.Kfm. im Dezember 1999 auf mich stieß, war ich somit sein dritter Architekt. Bis zu meinem Engagement hatten sich über zwei Jahre hinweg Vorgänger glücklos mit der Aufgabe beschäftigt. Einer hätte der Bregenzer Oberstadt eine protzige Neureichenburg in Schönbrunner-Gelb hinzufügen wollen, welche auch dem D.Kfm. sehr gut gefiel, doch glücklicherweise ansonsten niemandem. Kurz um, damals standen bei Denkmalamt und Bauamt alle Signale auf „Stop“ und das, obwohl Bürgermeister Linhart dem neu eingestellten Bauamtsdirektor Bernhard Fink die Weisung gab, man möge dem „besten Steuerzahler von Bregenz“ diesen Neureichen-Kitsch bewilligen. - „Würde er dazu gezwungen“, so Fink „werde er sofort wieder gehen“.
Mir gelang es innerhalb zweier Monate, den Bauherrn auf bessere Wege zu führen und ihm ein Haus zu entwerfen, das nicht nur ihm gefiel, sondern auch beim Bauamt und beim Chef des Bundesdenkmalamtes Dr.Dr. Rizzi auf Wohlwollen stieß. Nebst einer Abrisserlaubnis für das angekaufte Elendsquartier, gebaut im wesentlichen um 1925, bekamen wir sogar die Erlaubnis, auf dem erhalten gebliebenen Kellergeschoß eines ehemaligen Wehrturmes, wieder einen Turm aufziehen zu dürfen. Nun sieht man von dessen Deck, über alle Dächer hinweg auf den See. Ansonsten ließ ich mich vom barocken Nachbarhaus inspirieren und stellte mich auf den Standpunkt eines Vorarlberger Barock-Baumeisters: Zentral gelegenes, ovales Stiegenhaus, Achse von dort in den Garten, Doppelflügeltüren, etc.
Die üppig gewünschte Garage für drei Autos, Motorräder, usw. bekam nur ein Tor, statt wie vormals geplant deren drei und ich verlegte sie teilweise unter den neu angelegten und dazu hochgehobenen Garten. Ansonsten wurde in alter Handwerksmanier nur Vollholz, Kitt- verglaste Eichenfenster, echttragenden Holzbalken-Decken und Ziegel eingebaut.
Das Ergebnis ist ein besonders wohnlicher, prächtiger und romantischer Herrschaftssitz, fast perfekt, weil anfangs noch mit einigen, vom Bauherrn unbedingt gewollten „Stil- Hoppalas“ behaftet.
Nach Fertigstellung der G.W.-Str. 13 lud mich der D.Kfm. in sein großes Landhaus nach St. Tropez ein, das damals noch ganz nach seinem urigen Gusto eingerichtet war. Dabei wurden mir vorangegangenen Debatten über Geschmacksfragen verständlicher. Für besondere Verdienste, meine Architektenleistung betreffend, wurde mir dort das „Du“ angeboten. Ich wollte nicht zickig erscheinen und nahm an.
Etwas später wurde der D.Kfm. seines Direktorpostens enthoben und verzog sich. Das Haus stand jahrelang leer und zum Verkauf. Dann konnte ich einen meiner Langzeit- und Lieblingsbauherren dafür begeistern. Statt der branchenüblichen Vermittlungs-Provision von fünf Prozent, bat ich den hocherfreuten „Duzfreund“ um nur zwei Prozent. Er handelte mich „in alter Freundschaft“ auf ein Prozent herunter und zahlte letztlich auch diese Bagatelle nicht.

Nach dem Verkauf durfte ich unter dem neuen Besitzer zuerst die D.Kfm'schen Stilblüten entfernen und ich richtete das völlig leerstehende und frisch auszumalende Haus binnen einer Woche komplett ein, bis hin zu Serviette und Korkenzieher. – Leider konnte er den Besitz nicht auf Dauer halten.

Nun ist es wieder in gute Hände geraten. Er schätzt die perfekte Haustechnik und sie liebt das Haus.